Samstag, 12. März 2022

Rennmausernährung: Grundlage

Die Ernährung von Mongolischen Rennmäusen(Meriones unguiculatus) ist eigentlich nicht kompliziert, doch man kann dennoch einige Fehler machen, die sich bei der Maus recht schnell negativ auswirken.
Zu dem ist in jedem Fall eine abwechslungsreiche Ernährung vorzuziehen! 


Die Mongolische Rennmaus ist ein Pflanzenfresser und bevorzugt grüne Pflanzenteile, Samen und Früchte, sie legen Vorräte an.
Unsere Rennmäuse können auf Grund ihrer kurzen Domestikationsgeschichte noch immer auf diese Ernährung zurückweichen. 
Doch was fressen sie eigentlich?

Im Sommer leben Rennmäuse hauptsächlich von Kräutern, nämlich: Artemisia-Arten, Melden, Knöteriche, Buchweizen, Salzkräuter (Salsola), Bocksdorn (Es gehört zu den Nachtschattengewächsen und sie verspeisen trotzdem auch die Blätter!), Jochblattgewächse (Nitraria) und eigentlich so alles, was entweder hohe Thujongehalte oder hohe Oxalsäuregehalte oder aber hohe Salzgehalte beinhaltet.
Rennmäuse sind wirklich nicht sehr wählerisch und offenbar äußerst pflanzengifttolerant!
Daneben werden die blättrigen Teile von einer ganze Reihe von Grasarten verspeist.

Den überwiegenden Teil der blättrigen Nahrung wird in den meisten Vorkommensgebieten von Artemisia-Arten bestritten, diese Wermut- und Beifußarten sind also für die Ernährung der Renner in freier Natur enorm wichtig, die teils sehr hohen Thujongehalte werden problemlos vertragen und vermutlich auch genutzt, um die übrige Nahrung besser zu vertragen.

Für den Winter werden enorme Mengen an Sämereien eingelagert, für einige der Rennerbauten werden 20kg angegeben - und auch hier eine totale Überraschung! Oftmals ist es nur eine einzige Samenart, die in diesen riesigen Mengen eingelagert wird! Teilweise sind es aber auch viele unterschiedliche Samen. Vermutlich ist das sehr stark abhängig, was sie in großer Menge vorfinden..

Es werden zusammen mit den Sämereien auch Stängel von Artemisia-Arten eingelagert, was wiederum darauf hindeutet, wie wichtig diese stark thujonhaltigen Pflanzen für die Renner sind!

Im Winter ernähren sich die Renner nicht nur von ihren eingelagerten Sämereien, sondern suchen tagsüber aktiv nach Früchten, im Winter ernähren sie sich nahezu zur Hälfte von Sämereien, die andere Hälfte stellen Früchte!

Und wieder eine Überraschung! Neben Bocksdornfrüchten, Berberitzenfrüchten, Jochblattgewächsfrüchte (Nitraria, haben teils sehr süße Früchte) und weiteren sehr fruchtigen Früchten werden auch die Früchte von Erbsensträuchern (Caragana) genutzt nun, die Samen dieser Hülsenfrüchtler sind aufgrund der Lecithine und weiterer Fraßschutzstoffe für uns Menschen ungenießbar bis giftig - deutlich giftiger jedenfalls, wie Bohnen oder Erbsen, wo diese Wirkstoffe in deutlich geringerer Menge enthalten sind.

Daraus kann gefolgert werden, dass weder Bohnen, noch Erbsen für Renner giftig sein können!


Doch wie kann ich das denn genau anwenden?

Eine der Vorfahren unseres Kulturapfels kommt im Verbreitungsgebiet von den Rennmäusen vor und wird auch im Winter gefressen! Wobei die Kulturformen des Apfels, die in diversen Oasen in der Mongolei, China und Russland angebaut werden, offenbar deutlich interessanter für die wildlebenden Renner sind, die werden nämlich deutlich bevorzugt und wo Wein angebaut wird, werden selbst Weintrauben gemobbst und gefressen.
Allerdings darf man diese Äpfel keineswegs mit unseren hochgezüchteten Kulturäpfeln vergleichen, sondern die mongolischen Wildäpfel sind sehr kleine, herbe Früchtchen, die Kulturäpfel, die in der Mongolei und Russland angebaut werden, sind hauptsächlich unseren alten Apfelsorten vergleichbar, aber teilweise deutlich kleiner. 
Solange man diese Sorten nicht gerade mit den Kulturäpfeln vergleicht, haben die mongolischen Wildäpfel übrigens etwa die gleiche Zusammensetzung wie unsere aus diesen gezüchteten Äpfel, wo sich vor allem die alten Sorten da kaum von ihrem wilden und viel kleineren Bruder unterscheiden!

Der Unterschied zwischen den Früchten und Kräutern, die wir an unseren Rennmäusen füttern und dem was sie in der Mongolei fressen ist gering und gerade Früchte werden von den Rennern, zumindest im Winter, in großen Mengen aufgenommen - so, wie man ja in Gefangenschaft die Samen nicht weglassen kann, so kann man doch auch nicht einfach die Früchte streichen! Einige Obstsorten, die bei uns im Garten stehen, kommen aus dieser Gegend. - Beispielsweise: Stachelbeeren oder Johannisbeeren, diese gleichen auch noch sehr den wilden Formen. Den Bocksdornstrauch kriegt man hier unter dem Namen bekannten Gojibeerenstrauch, welcher in jedem Gartencenter angeboten wird. Wenn man denn wirklich so füttern will, wie sich die Renner in der Mongolei ernähren, müsste man sehr viel frischen Beifuß, Wermut, Eberraute etc. verfüttern - denn selbst unsere Wiese hat nicht den hohen thujongehalt, wie diese Pflanzen, dazu müsste man viel oxalsäurereiches verfüttern und das ist übrigens durch aus auch bei uns möglich, denn den Beifuß kann man sammeln und es kommen bei uns gleich mehrere Arten vor, die an den Wegrändern und auf Brachen wachsen.
Auch könnt ihr nach Knöterichen, Ampfer, Fuchsschwänzen (Amaranth) und ähnliches suchen, dass findet sich wildwachsend auf Brachen und an Wegrändern, teilweise auch auf den Parkwiesen.
Dazu eine gute Portion unsortierte Wiese, ähnlich, wie es die Meerschweinchen- und Kaninchenhalter ja schon seit einiger Zeit wieder vermehrt verfüttern, zu dem gibt es noch Estragon, Wermut und Eberraute von der Kräutertheke, die man sich auch auf der Fensterbank ziehen kann.
Im Winter gibt es dann vornehmlich verschiedenste Körner und Obst und für das tierische Eiweiß, kann man Grashüpfer/Heuschrecken, Blattläuse im Sommer und Larven, die man unter der Borke an Bäumen findet und Kellerasseln im Winter nehmen, denn Mehlwürmer und Wachsmottenlarven haben nur noch wenig gemein mit den wildlebenden Krabbelgetier. Achtung: Letzteres ist so nicht möglich, aufgrund des Artenschutzes! Daher wäre es besser sich Grashüpfer selbst zu ziehen.
Das alles kommt dem, was die Mongolen in der Mongolei so futtern, schon extrem nahe und man hat dann auch die extreme Saisonalität drin, welche den Rennern in der Mongolei und Umgebung von der Natur aufgezwungen wird.

Rennmausernährung: Grundlage

Die Ernährung von Mongolischen Rennmäusen (Meriones unguiculatus) ist eigentlich nicht kompliziert, doch man kann dennoch einige Fehler mac...